
SANKT ÄGIDIUS
FRANKREICH, VI-VII JAHRH.
Das eucharistische Wunder von
Karl Martell hatte eine große
Sünde begangen und da er von
Gewissensbissen geplagt war,
entschied er in die Provence zu
reisen, um den Abt Ägidius um
Absolution zu bitten. Doch
wollte er die Absolution, ohne
seine Missetat zu beichten und
preiszugeben. Da feierte Sankt
Ägidius einen Gottesdienst zu
diesem Zweck und plötzlich
erschien ein Engel neben dem
Altar. In der Hand hielt der
Gottesbote ein Buch, in
welchem die unsagbare Schuld
geschrieben war. Während des
Ablaufs der Messe, verblich die
Schrift immer mehr, bis sie
vollkommen verschwunden
war und auch so war Karl
Martell die Schuld vergeben.
or der berühmten Schlacht von Poitiers
über die Sarazenen hatte Karl Martell ein
schweres sexuelles Verbrechen begangen. Er
war von Gewissensbissen geplagt, doch traute er
sich nicht seine Schuld zu beichten, denn so
schändlich war seine Missetat. Da beschloss er in
die Provence zu reisen, um den Abt Ägidius, der
für seine Heiligkeit bekannt war, aufzusuchen,
um ihn um Absolution zu bitten. Doch Karl
Martell wollte seine Untat nicht beichten oder
gar preisgeben. Ägidius feierte also eine Messe für
diesen Zweck. Plötzlich erschien ein Engel neben
dem Altar. In der Hand hielt der Gottesbote ein
Buch, in welchem die unsagbare Schuld geschrie-
ben war. Während des Ablaufs der Messe, verblich
die Schrift immer mehr, bis sie vollkommen
verschwunden war und auch so war Karl Martell
die Schuld vergeben. Die Geschichte dieses
Wunders war so berühmt, dass der Volksmund
Karl den Großen als Protagonist einsetzte und
nicht seinen Großvater. Als wäre der wahre Karl
des Ereignisses nicht berühmt genug.
Sankt Ägidius war schon,
bevor dieses Wunder geschah, berühmt.
Athener von Geburt, hatte er sich als Einsiedler
in den Wald von Gard zurückgezogen. Dort
lebte ein Reh, das ihn jeden Tag mit seiner
Milch näherte. Doch eines Tages, während
der Jagd, erblickte der König der Visgoten das
Tier und folgte ihm bis zur Grotte des
Einsiedlers und tötete es. Um sein Sakrileg wie-
der gut zu machen, ließ der König ein großes
Kloster erbauen, welches den Namen Saint-
Gilles-du-Gard erhielt und eine wichtige
Zwischenstation für die Santiago di
Campostela-Pilger war, bevor es selber ein
Wallfahrtsort wurde. Zu Sankt Ägidius betet man
um Beistand für schwierige Beichten.
V
© 2006, Edizioni San Clemente
Die Schlacht von Poitiers,
Charles Scheuben
Glasfenster mit der
Darstellung Karl Martells
Sankt Ägidius und das Reh
Der Gottesdienst von Sankt Ägidius vor Karl Martell, National
Gallery, London
Die Schlacht von Karl Martell und d’Abdeherame, König der
Sarazenen, Jean-Honore Gonon